Una G. hat Liebeskummer

Ihre Methode, mit Liebeskummer umzugehen, ist vielleicht nicht besonders orthodox, aber wenn es hilft...

Text: Séparée
Fotos: Erika Lust

Es ist nicht gerade die feine Art, Liebeskummer mit fremdem Sex zu betäuben. Ich fürchte allerdings, dass ich mir diese Unsitte in diesem Leben nicht mehr abgewöhnen werde, denn so umstritten es ist: es hilft. Oder sagen wir so: es lenkt ab. Im Idealfall – falls die Vokabel in diesem Kontext überhaupt angemessen ist – lenkt es ab, bis der schlimmste Schmerz etwas nachgelassen hat.

Wir hatten uns bei einer Party von gemeinsamen Bekannten getroffen und uns wirklich gut unterhalten. Er ging früh, sodass ich nicht Gefahr lief, es sofort zu verderben. Stattdessen trafen wir uns eine Woche später zum Abendessen wieder. Danach auf einen Drink und dann nahm ich ihn mit zu mir und da redeten wir noch ein paar Stunden angeregt weiter. Irgendwann küssten wir uns, aber nicht weil aufkeimende Leidenschaft uns keinen anderen Weg ließ, sondern weil er nun schon mal da war und weil man das eben so macht, nachts allein auf dem Sofa mit einem ganz hübschen Mann. Es fühlte sich eher so mittel an und ich war schon drauf und dran, es dabei bewenden zu lassen, doch ich spürte die ganze Zeit über einen so festen Gegenstand an meinem Schenkel, dass ich wirklich unsicher war, ob er nicht einfach ein ziemlich großes Werkzeug an einer merkwürdigen Stelle in der Hose trug. Als ich danach griff, fing ich förmlich an zu sabbern, denn es war tatsächlich seine Erektion. Ab da war ich bei der Sache. Dieses spektakulär stramme Rohr wollte ich unverhüllt in der Hand halten, das wollte ich mir mal genauer ansehen und auf jeden Fall wollte ich das unbedingt in mir spüren. Halleluja! Der Schwanz entpuppte sich im weiteren Verlauf als wunderschön, gerade und aufrecht. Perfekt geradezu. Zum Niederknien könnte man auch sagen, buchstäblich. Ich hatte meine helle Freude daran. Mein Besuch konnte auch ganz gut damit umgehen, aber leider auch nur damit. Das ist mir schon öfter aufgefallen: Männer, deren Erektion 1a funktioniert, vernachlässigen oft alles andere. Männer, die nicht immer sofort oder nicht dreimal hintereinander können, kultivieren auch ihre anderen Fähigkeiten, die können meist auch gut mit den Fingern und der Zunge umgehen. Nun ja, dieser hier lieferte technisch einwandfreien Geschlechtsverkehr, er stieß mich was das Zeug hielt und ich kam auch ein paarmal, aber trotzdem blieb es komplett seelenlos. Er sah mich beim Sex gar nicht richtig an, er redete kein Wort und griff auch nicht leidenschaftlich zu. Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, er würde nur sein Programm runterspulen. Der meinte gar nicht mich, da hätte sonstwer mit ihm im Bett liegen können, irgendeine Frau. Und die Empfindung blieb auch, obwohl er nach seinem ersten Orgasmus kaum fünf Minuten ruhte und danach in unvermindertem Tempo wieder loslegte. Nach dem Sex schickte ich ihn mitten in der Nacht nach Hause und fühlte mich schlecht.

Wäre mir dies in jungen Jahren passiert, ich hätte den Mann garantiert nie wieder kontaktiert, aber ein bisschen erwachsen bin ich scheinbar doch geworden, denn wir trafen uns wieder und redeten offen. Ein paar Wochen lang eierten wir miteinander rum und probierten es noch ein paarmal, doch obwohl wir uns eigentlich ganz gern mochten, blieb der Sex merkwürdig und wir hörten bald damit auf. Inzwischen sind wir gute Kumpels und die Episode hat mich über eine schlimme Phase der Sehnsucht gerettet. Ich hätte den, der mir das Herz zuvor gebrochen hatte, in einem schwachen Moment sonst vielleicht doch wieder kontaktiert und alles wäre von vorn losgegangen …

 

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