Gemüse

Eine weitere Einsendung zu unserem Geschichtenwettbewerb: Rohkost statt Ratatouille.

Wir luden deine Sachen im Gästezimmer ab und ich machte mich auf den Weg in die Küche, um mich als Sarah Wiener zu versuchen. Du wolltest in der Zwischenzeit deine Klamotten sortieren und in dem dir zugewiesenen Schrank verstauen. Ich hätte dir gerne Platz in meinem Schlafzimmer abgetreten, aber mein begehbarer Kleiderschrank war trotz seiner enormen Ausmaße komplett voll. Typisches Frauenleiden eben. Sorry, Junge.

Während ich in der Küche hantierte, kreisten meine Gedanken unaufhörlich um die Ereignisse des Tages. Erst Aylas offene Begeisterung für dich, dann Chantals Schmeicheleien und dann der leidenschaftliche Kuss eines schwulen Adonis. Man könnte sagen, dein Tag war erfolgreich verlaufen – jedenfalls im Bezug auf menschliche Ehrerbietung. Eigentlich hättest du von deinen Selbstzweifeln komplett geheilt sein müssen, Jimmy. Das Ganze war für mich schwer zu fassen.

Ich hatte gerade die Paprikaschoten zu meiner selbst kreierten Gemüse-Ratatouille in Arbeit, als du zu mir in die Küche kamst. Du stelltest dich hinter mich, legtest deine Arme um meinen Körper und fingst an, meinen Hals zu küssen. Deine Umarmung war sanft und doch energisch; werbend und gebieterisch zugleich. Ich spürte deine tiefen Atemzüge an meiner Wange und augenblicklich stieg eine angenehme Wärme in mir auf.

Deine Hände wanderten über meine Taille hoch zu meinen Brüsten und nach einer Weile ganz langsam über meinen Bauch wieder hinab. Dann streichelten sie mit kreisenden Bewegungen meine Oberschenkel und mein Hinterteil. Als deine warme, feuchte Zunge mein rechtes Ohr in Slow-Motion entlang glitt und schließlich mit sanftem Druck das Innere meiner Ohrmuschel massierte, setzte mein Verstand vorübergehend aus und ich musste mitten in meinem schönen Paprika-Gemetzel innehalten.

Instinktiv stellte ich mich auf die Zehenspitzen, drückte meinen Po gegen deinen Unterleib und verspürte das dringende Bedürfnis mich dir hinzugeben. Doch das schwere japanische Küchenmesser in meiner Hand erinnerte mich an meine ursprüngliche Mission. „Oh, nein … Jimmy! Warte wenigstens, bis das Essen kocht …“, versuchte ich dich zu vertrösten.

Als hättest du meine Worte gar nicht gehört, umfasste dein linker Arm mich noch fester und presste mich vehement an deinen Body, deine rechte Hand wanderte zu meiner Bikinizone und massierte die Hügellandschaft. Durch unsere Klamotten konnte ich spüren, dass dein Penis schon einen gefährlichen Härtegrad erreicht hatte, was mich in einen ernsthaften Gewissenskonflikt brachte. Kochendes Gemüse oder kochende Leidenschaft? Das war hier die Frage. Doch ich wollte nicht einfach so mitspielen. Schließlich hatte ich Hunger und ein Küchen-Quickie wäre zeitlich viel klüger in der Garphase der Ratatouille angesiedelt. Ich hielt das Küchenmesser umkrampft und schnippelte drauflos, als könnte ich dadurch meine aufkommende Erregung noch stoppen. Dann war deine Umarmung auch plötzlich vorbei und deine Hände verschwunden.

Ich dachte, der Angriff auf meine Libido wäre zu Ende und wollte mich gerade wieder voll und ganz dem Gemüse widmen, da bemerkte ich, dass du dir deine Hose öffnetest. Im nächsten Moment holtest du mich mit einem Ruck von den Füßen drücktest meine Beine zusammen, zogst meinen Rock hoch und schobst mir dein zu voller Größe angeschwollenes Sexspielzeug zwischen die eng aneinander gepressten Oberschenkel.

Ich ließ vor Schreck das Messer auf die Arbeitsplatte knallen und versuchte mich irgendwo festzuhalten. Deine Hände kamen wieder nach vorne. Die rechte fing an, meine beiden Brüste abwechselnd sanft zu massieren und deine linke Hand presste mich heftig an dich, während du irgendwelche leicht rotierenden Bewegungen mit deinem Unterleib vollführtest.
Dein weicher, voller Mund liebkoste wieder meinen Hals und mein Ohr. Dein Atem war glühend heiß und brachte mein Blut zum kochen – womit auch die Frage geklärt war, wer oder was in meiner Küche einer Hitzebehandlung unterzogen wurde.

„Mach weiter, Lara. Lass dich nicht stören“, flüstertest du mit samtener Stimme. 
Aber dafür war es zu spät. Laras Großhirn hatte das Kommando schon an die Hirnrinde abgegeben. Die Einsatzzentrale dort konnte mit der eintreffenden Information nichts anfangen und ließ sie in den Papierkorb fallen. Ungefähr so wie in einem Großbetrieb. 
Ich versuchte wirklich alles, um das Chaos zu ordnen und den Befehl erneut an die richtige Adresse zu senden. Die Folge davon war, dass meine Hände zwar irgendwas machten, aber zu keiner sinnvollen Tätigkeit fähig waren. Öffentlicher Dienst lässt grüßen. 
Die länglichen Teile der roten Paprikaschoten hatten auf einmal Formen wie lange, feuchte Zungen, die Zucchini sahen aus wie Dildos und die Flaschentomaten erinnerten mich an die pralle Spitze deines schönen Schwanzes.

Da das arme Gemüse unsere schändliche Küchenarbeit nun nicht nur mitansehen, sondern beinahe auch noch für schmutzige Fantasien herhalten musste, wollte ich wieder auf meine ursprüngliche Aufgabe zurück kommen. Doch sämtliche erforderliche Nervenbahnen meines Körpers hatten ihre Beförderungstätigkeit eingestellt, weil sie durch das Umleitungswirrwarr des Katastrophen-Notfall-Programms nicht mehr durchstiegen. Wir begrüßen sie bei der Deutschen Bahn. Dir schien das Desaster in meinen Schaltzentralen gar nicht aufzufallen – willkommen bei der Post – und du ließt deiner Erregung freien Lauf. Mit kraftvollen Schüben bewegtest du deinen Unterleib vor und zurück und ich spielte dein Spiel in froher Erwartung der weiteren Vorgehensweise mit. Ich genoss deine ungezügelte Geilheit, dein Schnaufen und Stöhnen und wie du mich fest gepackt hieltest und war zu jeder Schandtat bereit.

Irgendwann wurde ich allerdings ungeduldig. Ich war dermaßen auf Touren gekommen, dass ich dich unbedingt in mir spüren wollte und versuchte mich trotz deiner knallharten Umklammerung in eine andere Position zu manövrieren. Aber statt endlich in mich einzudringen, hieltest du urplötzlich in deiner nervenaufreibenden Massage unserer beider Komfortzonen inne.

„Wolltest du nicht gerade Essen zubereiten, Lara?“, fragtest du wie beiläufig und es klang, als wäre dein Anfall von Leidenschaft vorbei. 
Ich war empört! Hatte die Knutscherei mit Nikolas einen Bruch in deiner sexuellen Orientierung verursacht? War dir in meiner Hexenküche plötzlich aufgegangen, dass du doch lieber ein knackiges Würstchen statt meine knusprigen Schenkel verkosten würdest?? Wie um meine Frage zu beantworten, fingst du wieder mit der Beckenbodenmassage an. Deine Hände packten meine Hüfte und deine Stoßbewegungen wurden schneller und intensiver; dein Stöhnen wurde immer lauter. Ich fragte mich, was du vor hattest. Wolltest du denn keine Höhlenbesichtigung betreiben? Wo war dein Forschergeist geblieben?
 Sekunden später wurde meine Frage beantwortet. Begleitet von einem letzten, lautstarken Ausdruck der Begeisterung entlud sich deine sexuelle Erregung in mehreren Schüben an meinem Küchentresen. Hey, Junge …! Das ging zu schnell …!
Ich wollte gerade anfangen mich über deinen extrem kurzen Auftritt an der Schwelle zum Paradies und die unschöne Verzierung meines Unterschranks zu beschweren, als du noch heftig atmend zu Boden gingst, dich mit dem Rücken an den Schrank lehntest, mich zu dir rüber zogst und anfingst meinen empfindlichen Subkontinent wieder mit den Fingern zu verwöhnen.

„Wenn du nicht weiter machst, müssen wir hungrig zu Bett gehen, mein Kind“, sagtest du mit rauer Stimme. „Ich wollte dir nur ein bisschen die Arbeit versüßen …“

Zur Bestätigung schobst du mein Höschen etwas zur Seite und dein Gesicht verschwand zwischen meinen Schenkeln.
„Verdammt, Küchenarbeit kann ganz schön auf den Kreislauf gehen“, dachte ich und krallte mich mit beiden Händen an der Kante der Arbeitsplatte fest, um nicht umzukippen. Da statt des Essens nach wie vor lediglich mein Blut kochte, würde mein Küchendienst wohl endgültig mit einem Rohkost-Abend enden.

Dein High-End-Verwöhnprogramm gab mir den Rest. Du hattest eine so überzeugende Art, meine Klitoris und alles drumherum mit Fingern und Zunge unter sanftem Massieren und Saugen zu bearbeiten, dass ich in leider nach viel zu kurzer Zeit zum Orgasmus kam. Ganz ohne den Küchentresen zu bekleckern, aber nicht minder geräuschvoll, verlieh ich meiner Überwältigung Ausdruck, beugte meinen zuckenden Körper Halt suchend über die Arbeitsplatte und flehte dich schwer keuchend an, deine Zunge endlich aus meinem nun total überempfindlichen Feuchtgebiet zu entfernen.

Während ich halb besinnungslos mitten in dem Gemüseschlachtfeld auf der Arbeitsplatte lag, machte sich trotz der absurden Situation ein solch gewaltiges Gefühl der Erlösung in mir breit, dass ich plötzlich anfangen musste lauthals zu lachen. Zwar konntest du das groteske Kunstwerk aus deiner Position nicht sehen, ließt dich aber von meinem Lachkrampf anstecken und so johlten wir beide eine Weile lang im Chor, dass die Wände wackelten. Heftig atmend und von einer Welle der Glückseligkeit getragen, ließ ich mich schließlich in deinen Schoß fallen, kuschelte mich in deine Arme und genoss die Leichtigkeit des Seins.

So hockten wir eine Weile wortlos in meiner Küche auf dem Boden und fingen an, das Essen ungegart zu verzehren. Ich angelte nach den Gemüseteilchen und fütterte dich damit, während mein schwereloser Zustand abebbte.

„Wieso haben so viele Frauen eine Abneigung gegen Küchenarbeit? Ist doch prima sowas …“, scherzte ich schließlich und gab dir einen Kuss. „Danke für deine Assistenz, mein lieber Küchenjunge.“
„Keine Ursache. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mich nützlich zu machen.“
„Wirst du jetzt öfter hier aushelfen?“
„Wenn ich darf, ja. Aber ich brauche noch ein bisschen Übung.“
„Allerdings. Du solltest dir mehr Zeit lassen, wenn du das Essen vorbereitest. Alle Komponenten müssen ihrer Garzeit entsprechend in den Topf gegeben werden, damit jede Zutat im richtigen Moment den gewünschten Aggregatzustand erreicht hat.“
„Ich werde mich auf jeden Fall bessern, Maam … Versprochen!“

 

Auszug aus „Amors Kriegerin“ von Thekla Leinemann ©2019: https://rauschengel.de/

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